Gegen Ende der 1950er Jahre begannen in den USA zahlreiche junge Künstler, sich gegen die konventionell gewordene Malerei der Nachkriegszeit aufzulehnen. Mehr und mehr insistierten sie darauf, dass ein Bild ein materieller Gegenstand in der alltäglichen Welt ist und als solcher wahrgenommen werden muss. Seine jahrzehntelange, intensive Auseinandersetzung mit Fragen der Bildlichkeit hat Robert Ryman zu einer exponierten Figur im Diskurs um die Redefinition der Malerei werden lassen. Das Gemälde Untitled, 1969, gehört zu einer nach 1967 entstandenen Serie, für welche der Künstler möglichst dünne Untergründe wie Leinwand, Karton oder Glasfaser verwendete, die direkt auf der Wand aufliegen sollten, so dass das Bild zu einem Teil der Wand und des Raumes werden konnte. Der weiße Farbauftrag von Untitled zeigt an den oberen und unteren Rändern von den Ecken eingerückte, korrespondierende Aussparungen, die von den Klebebändern stammen, mit denen der Künstler die Glasfaserplatte während der Ausführung des Gemäldes an der Wand befestigt hat. Da in Rymans Gemälden nichts dem Zufall überlassen ist, haben auch diese ›Leerstellen‹ ihre Bedeutung.