In der Nachfolge der Minimal Art der 1960er Jahre und aus dem Nachwirken der europäischen informellen Malerei heraus hat sich in den 1970er Jahren in Deutschland eine reduzierte Malerei entwickelt, die man als lyrische Abstraktion bezeichnen kann. Erdmut Bramke hatte als Schülerin von K.R.H. Sonderborg in Stuttgart um 1970 dessen skripturale, gestische Schwarzweiß-Malerei kennengelernt. Die Bilder der frühen 1970er Jahre aus der Mercedes-Benz Art Collection zeigen, wie sie die Vorstellung des ›Niederschreibens‹ eines Bildes in eine rhythmisch gebaute Struktur übersetzt. Bramke fügt minimale Farbformen zu einer zeilenähnlichen Abfolge, alles Spontane, Emotionale, dass die Bilder ihres Lehrers auszeichnete, ist in eine durchaus rationale, ganz auf die Wirkung der Farbe abgestimmte Konfiguration von zeichenhaften Formen eingebracht. Dabei werden die Lokalfarben bewusst auf die ungrundierte Leinwand gesetzt, um die Leuchtkraft der Farben in einen monochromen Gesamteindruck zurückzunehmen.