Die Skulptur parts, 2019, bezieht sich unmittelbar auf die Form des Polyeders in Albrecht Dürer‘s Kupferstich Melencolia I von 1514, eine der ersten Darstellungen einer abstrakten Form in der Neuzeit. Es ist ein archaisches Motiv wie auch eine wichtige mathematische Figur der Moderne. Über die Grundform des Dreiecks referiert die Skulptur auf den Mercedes-Stern. Dieser ist auch in den mit spiegelpoliertem Edelstahl beschichteten Sockel als Grundform eingeschrieben. Für die Skulptur wurden die Umrisslinien des Polyeders dupliziert, gefaltet und geteilt, bis eine komplexe neue, zugleich schwebende und stabile Form entstand. Die Betrachter, die sich im Raum bewegen, können kontinuierlich sich wandelnde, farbig-transparente Raumzeichnungen entdecken.
Die Proportionen der Skulptur entsprechen den Maßen des Goldenen Schnitts und des Modulors von Le Corbusier – einem Proportionssystem, das sämtlichen seiner Bauten zugrunde liegt und prägend für die Architektur der Moderne wurde. Diese Referenzen auf ein menschliches Maß lassen eine unmittelbare Beziehung zwischen Skulptur und Betrachter, aber auch zwischen Skulptur und Raum entstehen.
Die Aluminium-Struktur wurde mit einem Strang aus 20 mm dickem Neon wiederholt. Die transparenten Glasröhren sind mit Neongas, das einen rot leuchtenden Farbton ergibt, bzw. mit Argongas gefüllt, das einen leuchtenden, hellen Blauton erzeugt. Es entsteht eine energetische Struktur, ein abstrakter Raum.
Aluminium, das leicht und stabil ist, hat das seit Beginn des 20. Jahrhunderts viele technische Neuerungen der Moderne geprägt hat. Es wurde im Automobilbau (Silberpfeil) wie auch im Flugzeugbau, in der Raumfahrt oder bei Laboreinrichtungen verwendet.
Die Knotenpunkte der Aluminiumstruktur wurden aufwändig verschweißt und verschliffen, um den organischen, künstlerisch gestalteten Charakter der Skulptur erfahrbar zu halten. Die Struktur ist ausgewogen, bezieht aber auch Bewegungsmomente (Kippen, Faltung, Drehung mit dynamischer Tendenz in die Höhe) mit ein. Die Aluminiumstruktur wurde als Ganzes intensiv bearbeitet, mehrmals geschliffen und gebürstet, so dass eine matt glänzende, metallische Oberfläche entsteht, die eine starke skulpturale Präsenz erzeugt. Minimale Spuren zeigen die Bearbeitungsschritte. So artikuliert die Skulptur ein Moment zwischen Perfektion und Handschrift.