Der Berliner Auftrag, den François Morellet für das Atrium des vom Architekten Renzo Piano entworfenen ehemaligen Debis-Gebäudes am Potsdamer Platz entwickelte, ist die Antwort auf eine besondere Herausforderung. Die Architektur hat die Proportionen des Schiffs einer großen Kathedrale: 37 Meter hoch, 85 Meter lang und 13 Meter breit ist das Atrium mit seinen abwechselnd aus Glas und Backstein gestalteten Mauern und seinem Glasdach. In diesen Raum hat François Morellet große Kreisbögen aus Argonröhren eingeschrieben, die über die ganze Höhe der Mauern und über den Boden laufen. Hier ist klar erkennbar, inwieweit eine solche Anlage dem auf Orthogonalität und Vertikalität gegründeten architektonischen Entwurf widerspricht. Und doch ist die Ausgangsfigur eine regelmäßige, ein Kreis, der auf drei Wänden und nach dem Prinzip der »umgelegten Mauer«, das dem Künstler so lieb ist, flach auf dem Boden erscheint: Werden diese auf die Bodenfläche projizierten Figuren wieder in die Senkrechte zurückversetzt, so fallen die Kreissegmente nicht mehr aufeinander, die Grundform ist zerstört und Unordnung entsteht, die noch verstärkt wird, weil die Linien durch die verglasten Öffnungen wie punktiert unterbrochen werden.