Eine frühe ikonische konzeptuelle Arbeit, welche Statik und Veränderbarkeit abstrakter Strukturen zueinander in Beziehung setzt, ist Sol LeWitts 16-teilige Graphikmappe Lines of One Inch in Four Directions and All Combinations, 1971 [Linien von einem Zoll in vier Richtungen und allen Kombinationen]. Die klar gegebene Regelhaftigkeit des zeichnerischen Prozesses geht hier eine genuine Verbindung ein mit der rhythmischen Offenheit des visuellen Ergebnisses. Das Medium der Grafik ermöglicht LeWitt die Ausführung von Serien aller möglicher Kombinationen und Permutationen eines einmal gewählten Systems. Darüber hinaus bietet die Druckgrafik nicht nur eine Möglichkeit, um Ideen auf unabhängige Weise zu realisieren, sondern kann durch geringe Produktionskosten, relativ hohe Auflagenzahlen und niedrige Verkaufspreise einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden. Die künstlerische Praxis sollte nicht mehr vorrangig an den Status des individuell hergestellten Unikats gebunden sein, sondern für eine »Demokratisierung der Kunst« sorgen.